Glasreinigung
Richtige Glasreinigung
1. Einleitung
Glas verträgt viel aber nicht alles!
Glas als Teil der Fassade unterliegt der natürlichen und baubedingten Verschmutzung.
Normale Verschmutzungen, in angemessenen Intervallen fachgerecht gereinigt, stellen für
Glas kein Problem dar. In Abhängigkeit von Zeit, Standort, Klima und Bausituation kann es
aber zu einer deutlichen chemischen und physikalischen Anlagerung von Verschmutzungen an
die Glasoberfläche kommen, bei denen die fachgerechte Reinigung besonders wichtig ist.
Dieses Merkblatt soll Hinweise geben zur Verhinderung und Minimierung von
Verschmutzungen während der Lebensdauer und zur fachgerechten und zeitnahen Reinigung
von verschiedenen Glasoberflächen.
2. Reinigungsarten
2.1 Während des Baufortschritts
Grundsätzlich ist jede aggressive Verschmutzung im Laufe des Baufortschritts zu vermeiden.
Sollte dies dennoch vorkommen, so müssen die Verschmutzungen sofort nach dem Entstehen
vom Verursacher mit nicht-aggressiven Mitteln rückstandsfrei abgewaschen werden.
Insbesondere Beton- oder Zementschlämme, Putze und Mörtel sind hochalkalisch und führen
zu einer Verätzung des Glases (Blindwerden), falls sie nicht sofort mit reichlich Wasser
abgespült werden. Staubige und körnige Anlagerungen müssen fachgerecht, jedoch keinesfalls
trocken entfernt werden. Der Auftraggeber ist aufgrund seiner Mitwirkungs- und
Schutzpflichten verantwortlich, das Zusammenwirken der verschiedenen Gewerke zu regeln,
insbesondere nachfolgende Gewerke über die notwendigen Schutzmaßnahmen in Kenntnis zu
setzen.
Eine Minimierung von Verschmutzungen kann durch einen optimierten Bauablauf und durch
separat beauftragte Schutzmaßnahmen, wie z. B. das Anbringen von Schutzfolien vor die
Fenster bzw. Fassadenflächen erreicht werden.
Die so genannte Erstreinigung hat die Aufgabe, die Bauteile nach der Fertigstellung des
Bauwerks zu reinigen. Sie kann nicht dazu dienen, alle während der gesamten Zeit des
Baufortschritts angefallenen Verschmutzungen zu beseitigen.
2.2 Während der Nutzung
Um die Eigenschaften der Gläser über den gesamten Nutzungszeitraum zu erhalten, ist eine
fachgerechte, auf die jeweilige Verglasung abgestimmte Reinigung in geeigneten Intervallen
Voraussetzung.
Reinigungsvorschriften für Glas
Allgemeines
Die folgenden Hinweise zur Reinigung treffen für alle am Bau verwandten Glaserzeugnisse zu.
Bei der Reinigung von Glas ist immer mit viel, möglichst sauberem Wasser zu arbeiten, um
einen Scheuereffekt durch Schmutzpartikel zu vermeiden. Als Handwerkszeuge sind zum
Beispiel weiche, saubere Schwämme, Leder, Lappen oder Gummiabstreifer geeignet.
Unterstützt werden kann die Reinigungswirkung durch den Einsatz weitgehend neutraler
Reinigungsmittel oder handelsüblicher Haushalts-Glasreiniger. Handelt es sich bei den
Verschmutzungen um Fett oder Dichtstoffrückstände, so kann für die Reinigung auf
handelsübliche Lösungsmittel wie Spiritus oder Isopropanol zurückgegriffen werden. Von
allen chemischen Reinigungsmitteln dürfen alkalische Laugen, Säuren und fluoridhaltige
Mittel generell nicht angewendet werden.
Der Einsatz von spitzen, scharfen metallischen Gegenständen, z.B. Klingen oder Messern,
kann Oberflächenschäden (Kratzer) verursachen. Ein Reinigungsmittel darf die Oberfläche
nicht erkennbar angreifen. Das sogenannte "Abklingen" mit dem Glashobel zur Reinigung
ganzer Glasflächen ist nicht zulässig. Werden während der Reinigungsarbeiten durch die
Reinigung verursachte Schädigungen der Glasprodukte oder Glasoberflächen bemerkt, so sind
die Reinigungsarbeiten unverzüglich zu unterbrechen und die zur Vermeidung weiterer
Schädigungen notwendigen Informationen einzuholen.
(Weitergehende Hinweise zur Reinigung von Fassaden finden sich in der Richtlinie "Reinigung von Metallfassaden"
(RAL-GZ 632) der GRM Gesellschaft für die Reinigung von Metallfassaden, Nürnberg und der ift-Richtlinie:1998-04,
Prüfung und Beurteilung der Schlierenbildung von Dichtstoffen für Abdichtungen von Verglasungen.)
Besonders veredelte und außenbeschichtete Gläser
Die nachfolgend genannten besonders veredelten und außenbeschichteten Gläser sind
hochwertige Produkte. Sie erfordern eine besondere Vorsicht und Sorgfalt bei der Reinigung.
Schäden können hier stärker sichtbar sein oder die Funktion stören. Gegebenenfalls sind vor
allem bei außenbeschichteten Produkten auch gesonderte Empfehlungen der einzelnen
Hersteller zur Reinigung zu beachten. Die Reinigung der Glasoberfläche mit dem "Glashobel"
ist nicht zulässig.
3.2.1 Als Außenbeschichtungen (Position 1 = Wetterseite) werden einige Sonnenschutzgläser
ausgeführt. Diese sind oftmals erkennbar an einer sehr hohen Reflexion auch im sichtbaren
Bereich. Sonnenschutzgläser sind vielfach auch zugleich thermisch vorgespannt, vor allem bei
Fassadenplatten oder Sonnenschürzen.
3.2.2 Auf der Außen- oder Innenseite von Verglasungen (Position 1 oder 4) können ferner
reflexionsmindernde Schichten (Anti-Reflexschichten) angebracht sein, die naturgemäß
schwierig erkennbar sind.
3.2.3 Einen Spezialfall stellen außen- oder innenliegende Wärmedämmschichten (Position 1
oder 4) dar. Bei besonderen Fensterkonstruktionen können diese Schichten ausnahmsweise
nicht zum Scheibenzwischenraum des Isolierglases zeigen. Mechanische Beschädigungen
dieser Schichten äußern sich meist streifenförmig als aufliegender Abrieb, auf Grund der ein
wenig raueren Oberfläche.
3.2.4 Schmutzabweisende/selbstreinigende Oberflächen sind optisch kaum erkennbar.
Nutzungsbedingt sind diese Schichten meist auf der der Witterung zugewandten Seite der
Verglasung angeordnet. Mechanische Beschädigungen (Kratzer) bei selbstreinigenden
Schichten stellen nicht nur eine visuell erkennbare Schädigung des Glases dar, sondern können
auch zu einem Funktionsverlust an der geschädigten Stelle führen. Silikon- oder
Fettablagerungen auf diesen Oberflächen sind ebenfalls zu vermeiden. Deshalb müssen
insbesondere Gummiabstreifer silikon-, fett- und fremdkörperfrei sein.
3.2.5 Einscheibensicherheitsglas / ESG wie auch teilvorgespanntes Glas / TVG ist nach
gesetzlichen Vorschriften dauerhaft gekennzeichnet und kann mit den zuvor genannten
Beschichtungen kombiniert sein. Als Folge der Weiterveredelung weist vorgespanntes Glas im
Allgemeinen nicht die gleiche extreme Planität wie normal gekühltes Spiegelglas auf. Sein
Einbau ist vielfach vorgeschrieben, um gesetzlichen oder normativen Vorgaben zu genügen.
Die Oberfläche von ESG ist durch den thermischen Vorspannprozess im Vergleich zu
normalem Floatglas verändert. Es wird ein Spannungsprofil erzeugt, das zu einer höheren
Biegezugfestigkeit führt. Dies kann zu einer anderen Oberflächeneigenschaft führen.
Die vorgenannten veredelten und außenbeschichteten Gläser stellen hochwertige
Produkte dar, die eine besondere Vorsicht und Sorgfalt bei der Reinigung erfordern.
4. Weitere Hinweise
Die Anwendung tragbarer Poliermaschinen zur Beseitigung von Oberflächenschäden führt zu
einem nennenswerten Abtrag der Glasmasse. Optische Verzerrungen, die als "Linseneffekt"
erkennbar sind, können hierdurch hervorgerufen werden. Der Einsatz von Poliermaschinen ist
insbesondere bei den genannten veredelten und außenbeschichteten Gläsern nicht zulässig. Bei
Einscheibensicherheitsglas (ESG) führt das "Auspolieren" von Oberflächenschäden zu einem
Festigkeitsverlust. In Folge ist die Sicherheit des Bauteils nicht mehr gegeben.
Übrigens:
Glasoberflächen können ungleichmäßig benetzbar sein, was z. B. auf Abdrücke von
Aufklebern, Rollen, Fingern, Dichtstoffresten, aber auch Umwelteinflüsse, zurückzuführen ist.
Dieses Phänomen zeigt sich nur, wenn die Scheibe feucht ist, also auch beim Reinigen der
Scheiben.
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